Online-Dokumentation: "Hochschullehre im Gespräch" - Ein Event, das eine Brücke zwischen Lehrenden und Studierenden schlägt
Die auf Internationalisierung ausgerichtete Universität Bayreuth setzte am 12. Januar 2023 ein inspirierendes Zeichen für die Vernetzung und den Austausch von Wissen. Sie brachte Lehrende und Studierende in einer einzigartigen Veranstaltung zusammen - die neueste Ausgabe der Veranstaltungsserie "Hochschullehre im Gespräch", die seit 2017 ein Forum für lebendigen Diskurs bietet.
Die Veranstaltung, die von der Fachschaft Fakultät IV (Sprach- und Literaturwissenschaften) und dem Lehrstuhl für Interkulturelle Germanistik mitgetragen wurde, bot eine offene Plattform für eine eindringliche Diskussion über den alltäglichen internationalen Austausch auf dem Campus.
Die Teilnehmer:innen wurden herzlich begrüßt und durch eine kurze Einführung in die Thematik des Tages eingeführt. Anschließend wurden sie in das Format des World Cafés eingeladen - ein kreativer Prozess zur Erleichterung von kollaborativem Dialog, Reflexion und Problemlösung.
An fünf moderierten Stationen tauschten sich die Teilnehmer:innen mit Expert:innen zu Themen aus, die von der internationalen Perspektive der Lehre aus Sicht der Studierenden und Lehrenden, Prüfungen im internationalen Kontext, Sprachbarrieren bis hin zum Socializing reichten.
Die Expert:innen, darunter May Nguyen, Giorgiana Roxana Lisaru, Agnes Lieberknecht, Veronika Künkel, Alevtyna Hildebrandt, Robert Wolf und Lea Bernt, teilten ihre wertvollen Einsichten und moderierten die Diskussionen an ihren jeweiligen Stationen.
Die Vielfalt der Meinungen und Perspektiven, die an diesen Stationen zum Ausdruck kamen, spiegelte das vielfältige Spektrum von Erfahrungen und Herausforderungen wider, die die Internationalisierung auf dem Campus mit sich bringt.
Nach den World Café-Sitzungen wurden die Ergebnisse präsentiert und im Plenum diskutiert, was Transparenz und Partizipation ermöglichte. Es war ein Moment der Kollektivität, in dem sich die Stimmen von Lehrenden und Studierenden verbanden, um über Lösungen für gemeinsame Herausforderungen nachzudenken.
Die Veranstaltung "Hochschullehre im Gespräch" am 12. Januar 2023 war ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einer weltoffenen und integrativen UBT. Sie diente als Erinnerung daran, dass das Streben nach Wissen eine gemeinschaftliche Anstrengung ist, die durch den Austausch von Ideen und die Wertschätzung der Vielfalt bereichert wird.
Die UBT zeigt durch solche Veranstaltungen ihr Engagement für einen weltoffenen Campus und unterstreicht, dass sie das Miteinander von internationalen Studierenden und Lehrenden ernst nimmt. Es war eine erkenntnisreiche Veranstaltung, die die Teilnehmer:innen dazu inspirierte, die internationalen Aspekte des Lernens und Lehrens weiter zu erforschen und zu stärken.
Fotos der Pinnwände, die an den fünf moderierten Stationen beschriftet wurden
Zusammenfassung Erkenntnisse Station „Socialising“ (Lea Bernt und Antje Friedrich-Gemkow)
- Es wurde von den internationalen Studierenden darauf hingewiesen, dass es schwierig ist, Zugang zu sozialen Aktivitäten zu bekommen, da diese oft auf unterschiedlichen Kanälen gepostet werden. Transparenz über entsprechende Angebote auf einer zentralen Plattform wäre wünschenswert. Der E-Learningkurs „UBTconnect“, der Studierende entsprechend ihrer hinterlegten Interessengebietet zusammenbringen soll, ist nur bei wenigen internationalen Studierenden bekannt.
- Manche internationale Studierende nehmen in Seminaren eine Trennung zwischen den unterschiedlichen Gruppen wahr. Hier wäre es die Aufgabe der Lehrenden durch didaktischen Methoden, ein Kennenlernen und Arbeiten in unterschiedlichen Gruppenkonstellationen zu ermöglichen.
- Nachdem die Orientation Week des International Office als eine sehr gute Veranstaltung, um andere internationale Studierende kennenzulernen, herausgestellt wurde, gab es auch den Wunsch, dass internationale Studierende mehr bei den allgemeinen Einführungsveranstaltungen (z.B. Kneipentour organisiert durch die Fachschaft oder Campustour) zu Semesterbeginn mit einbezogen werden.
- Auch das Buddy-Programm wurde positiv erwähnt, da es einen schnellen und persönlichen Einstieg in das universitäre Leben ermöglicht und gleich eine individuelle Ansprechperson beinhaltet. Leider gibt es nicht genügend Personen, die die Aufgabe ein Buddy zu sein, übernehmen wollen, da die Anreize wohl als zu gering wahrgenommen werden.
- Bei Informationen und Kontakten vorab wurde der Wunsch geäußert, mehr auf digitale Unterstützungsmöglichkeiten zu setzen, damit internationale Studierende, die z.B. durch Visaverzögerungen erst verspätet das Studium beginnen können, nicht abgehängt werden.
Zusammenfassung Erkenntnisse Station "Internationale Lehre aus Perspektive Lehrender" (Veronika Künkel, Agnes Lieberknecht, Moderation Paul Dölle)
- Es wurde deutlich, dass es eine beträchtliche Lücke im gegenseitigen Verständnis zwischen Lehrenden und Studierenden gibt. Für die Studierenden, insbesondere diejenigen, die gerade erst mit dem Studium beginnen, ist alles neu. Sie müssen sich nicht nur selbst kennenlernen, sondern auch eine Vielzahl neuer Aspekte meistern: eine neue Lernkultur, neue Theorien und oft auch eine neue Sprache.
- Die Herausforderungen steigen für internationale Studierende, die möglicherweise mit ganz anderen Lehrformaten vertraut sind. Fehlannahmen hinsichtlich der Fähigkeiten der Studierenden können ebenfalls zu Missverständnissen und Frustrationen führen.
- Ein weiteres Thema war die geringe Beteiligung der Studierenden im Unterricht. Dabei wurde angenommen, dass sie möglicherweise Hemmungen haben, sich zu Wort zu melden. Hier könnten Aufrufe zur aktiven Teilnahme und das Fördern von Gesprächen unter Nachbarn helfen, diese Barriere zu überwinden. Zudem wurde die Notwendigkeit betont, klarzustellen, dass mündliche Beiträge in der Regel nicht bewertet werden, um mögliche Missverständnisse zu beseitigen.
- Schließlich wurde darauf hingewiesen, dass die Erwartungen der Studierenden zunehmend durch Alumni-Erfahrungen, YouTube und soziale Medien geprägt sind. Es bleibt jedoch unklar, welche Erwartungen tatsächlich vorherrschen. Daher wurde der Bedarf unterstrichen, die Erwartungen beider Seiten - der Lehrenden und der Studierenden - zu klären, um ein effektives und harmonisches Lernumfeld zu schaffen.
Zusammenfassung Erkenntnisse Station "Prüfungen im Kontext Lehre International" (Alevtyna Hildebrandt, Moderation Frank Meyer)
- Aus lebhaften und spannenden Gesprächen mit internationalen Studierenden haben sich drei Themen in Bezug auf schriftliche Prüfungen herauskristallisiert. Zum einen berichteten sie über Schwierigkeiten in der Vorbereitungsphase, zum anderen ging es um sprachliche Schwierigkeiten während der Bearbeitung einer Aufgabenstellung. Zuletzt thematisierten sie fehlende Transparenz bezüglich der Erwartungen von Dozierenden an die fachliche und sprachliche Beantwortung von Prüfungsaufgaben.
- Zum ersten Thema berichteten Studierende aus China und der Ukraine, dass Sie ausgehend von der eigenen Erfahrung aus ihren Heimatsuniversitäten gewohnt waren, für Klausuren viel auswendig zu lernen. Deshalb fühlten sie sich überfragt, wenn sie sich darauf vorbereiten sollten, über die gelernten Inhalte zu reflektieren, sie zu interpretieren oder ihre Meinung zu argumentieren. Ihnen fehlten Wissen und Erfahrungen über Prüfungs- und Lernformate an deutschen Universitäten, um richtige Strategien für eine gezielte und effektive Vorbereitung anzuwenden. Hier wäre ein intensiver Austausch unter Studierenden mit dem gleichen kulturellen Hintergrund sowie mit Studierenden aus höheren Semestern hilfreich.
- In der Prüfung fiel es vielen schwer, eine Aufgabestellung sprachlich nachvollziehen zu können. Die häufig verwendeten Hilfsmittel wie Wörterbücher nehmen viel Zeit für die Bearbeitung einer Aufgabe in Anspruch und sind meistens nicht zielführend. Einige Studierende haben angemerkt, dass sie mit den verwendeten Operatoren und ihrer sprachlichen Realisierung nicht vertraut waren, besonders mit denjenigen, die offene Fragen anleiten und lange Antworten voraussetzen oder kulturbedingt - wie der Operator „argumentieren“ - nie erlernt wurden. Hier könnten Dozierende eine fachliche und sprachliche Vorgehensweise beim Beantworten von typischen Prüfungsfragen aufzeigen und sie üben lassen. Dazu könnten bereits in den ersten Sitzungen fachspezifische Operatoren und ihre fachliche und sprachliche Realisierung erklärt werden. Auf der Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse wird von Frau Hildebrand eine Weiterbildung am ZHL zur Vorbereitung von internationalen Studierenden auf schriftliche und mündliche Prüfungen angeboten.
- Internationale Dozierende waren von der o. g. Problematik ebenfalls betroffen und berichteten von ihrem unzureichenden Wissen über die deutsche Prüfungskultur, ihre rechtlichen Grundlagen (Prüfungsordnung) und Prüfungsformate. Hier wäre es empfehlenswert, sich über das ZHL weiterbilden zu lassen bzw. ein Coaching anzufragen.
- Ein weiteres Thema in Bezug auf die Prüfungsformen betraf Schwierigkeiten beim Schreiben von wissenschaftlichen Hausarbeiten. Selbständig geplantes Arbeiten, Themenfindung und - abgrenzung sowie die Wissenschaftssprache Deutsch und wissenschaftliches Schreiben unter Zeitknappheit bereiten internationalen Studierenden große Schwierigkeiten. Hier wären ein häufigerer und intensiverer Austausch mit Dozierenden sowie eine Schreibberatung und Workshops durch das Schreibzentrum eine wichtige Unterstützung.
Einige Impressionen aus dem Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden